Direkt zum Hauptbereich

Posts

SOKRATES-Agonie

Ab dem 13. Juni 2023 stockt es mit dem Fortsetzungsroman. Eine Folge erscheint noch, es ist die Folge 565 vom 08. September 2023 mit Hölderlins Worten beginnend: "Kein Gott, kein König, kein Vaterland!" «Es ist auch gut, und sogar die erste Bedingung alles Lebens und aller Organisation, daß keine Kraft monarchisch ist im Himmel und auf Erden. Die absolute Monarchie hebt sich überall selbst auf, denn sie ist objectlos; es hat auch im strengen Sinne niemals eine gegeben.» Die Familienähnlichkeit zu Hegels Dialektik ist unverkennbar! Die beiden werden doch nicht etwa eine Stube im Tübinger Stift geteilt haben, um zu braven Pfarrern des Württembergischen Fürsten ausgebildet zu werden? Das Absolute relativiert sich stets in seinem Widerpart, sonst wäre es einsam und allein ("objectlos") auf der Welt, was auch bedeuten würde, das Absolute wäre reglos und leblos in der Welt. Das Absolute wäre Stillstand und Tod. Da hatte Hölderlin noch nichts davon gehört, dass...
Letzte Posts

Die Verhaftung

Die Fliege im Spinnennetz Anfang Januar 2014 begann ich ziemlich spontan, einen Fortsetzungsroman zu schreiben. Warum er als Titel den Namen des griechischen Philosophen erhielt, nach dem die Philosophie der Antike in eine Philosophie vor ihm und eine nach ihm unterteilt wurde, ist, meine ich in den elf Jahren und 564 Folgen nicht ausdrücklich geklärt worden. Aber für die nächsten Folgen und Jahre weckt das in mir einige Ambitionen phantastischer Art. Ein historisch-philosophischer Roman sollte SOKRATES jedenfalls nicht werden. Aber er war zunächst als Projekt gedacht und sollte nach 365 Folgen ein Ende finden. Denn so sind Projekte definiert: sie haben einen Anfang und ein Ende. Von dieser Idee musste ich bald ablassen. Sie entsprach nicht meinem Wesen, das auf Ziellosigkeit und wider jede Teleologie west, um es mal etwas heideggernd auszudrücken. Ansonsten heidegger ich nicht viel, es gibt auch sonst genug der sprachlichen und gedanklichen Umständlichkeiten. Die Hauptfigur des Romans...

Katharsis in der Abendröte

Katharsis in der Abendröte. Selbstbetrachtungen eines Politischen   Mein Leben ist geprägt vom Unbehagen in der Kultur. Lange vor dem Schreiben hat es angefangen. Natürlich müsste man es dann familiär bedingt nennen, als würde die gesellschaftliche Atmosphäre an diesem gezogenen Begriffszaun haltmachen. So wie die Luftmoleküle und alles, was sich natürlich bewegen darf, selbstverständlich an Zäune und von Menschen gezogene Grenzen hält. So denkt sich der Mensch vollkommen anthropozentriert Natur, Universum und Evolution aus. Das Unbehagen in mir gegen diese Kultur hat lange keine Worte gefunden, hat sich und die Welt nicht verstanden und ebenso wenig sich dann ausdrücken können. Das alles hat mein Leben lang gedauert und keinen Ausdruck gefunden, außer vielleicht im gesellschaftlichen und persönlichen Scheitern durch die Unvollendung von allem, was ich begann. Langsam wird es am beginnenden Lebensabend anders, die sinkende Sonne wirft ein anderes Licht auf mich. In den letzten Jahr...

Seit EIN Gespräch wir sind

  Mittwoch, 05. Februar 2025 Wie durch Zufall entdecke ich in meinen Dokumenten das Hölderlin-Zitat «Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander…» Was für eine wundervolle Formulierung! Wir sind ein Gespräch! Der Tag beginnt zwar mit Unruhe über die Existenzsorgen einfachster materieller Art, Unruhe in mir, aber kann relativiert und gezügelt werden, endete doch der gestrige Tag mit Projektplanung. Daran wollte ich eigentlich auch gleich heute Morgen anknüpfen und weitermachen, aber ich lasse Zeit verstreichen, flüchte in Schlummer und Halbdämmerzustand meines Bewusstseins, als würde ich die Angstattacken, die da ausgelöst werden können, aufsuchen und provozieren wollen. Die Gedanken gehen zum SOKRATES-Blog. Wie will ich mit dem Roman und seinem Kosmos verfahren? Da bemerke ich, dass ich den Titel der beiden fiktiven Romane, die Uri Nachtigall im Regal in der Psycho-Villa findet, vergessen habe! Es ist ein kleines Alarmzeichen, eher weniger: ich will es nicht übertreiben: eine...

Magischer Surrealismus

 Endlich, endlich! Jubelt es in mir! Ich feiere nach der langen Pause das Schreiben auf dem Blog - genauer auf dem SOKRATES-Blog. Ich habe eigentlich das Bedürfnis, Adornos Kafka-Aufzeichnungen zu interpretieren, aber entdeckt und zitiert sind sie bereits, sollen sie erst einmal für sich selbst sprechen. Sie brauchen mich ohnehin nicht als Fürsprecher, ich aber brauche sie als Zeugen meiner mentalen Prozesse, was sie nicht nur bezeugen, sondern auch vorantreiben. Sie sind provozierende Agenten in mir, Adorno versetzt mich in erstaunliche Unruhe. Das Misstrauen gegen Zeichen und Gedanken kommt nicht von Ungefähr. Der Motor als Zeuge der Automobilität. Um das schiefe Bild zurechtzurücken: als Symptom oder Symbol der Automobilität! Der Baum selbst ist ein Symbol 🌳, wie sollte es ein Metasymbol auf dem nächsten Level erhalten? Anders gesagt: Wie aber steht es um die Mobilität eines mentalen Baumes im inneren Wachstum eines Menschen? So habe ich mein Aufderstelletreten metaphorisch eup...

Adornos Kafka

Ein Blick auf Adornos Blick auf Kafka Es ist schon zwei Jahre alt und mir schnürt der Drang zu weinen den Hals zu, nicht aber sind gebunden die Hände mit den Fingern auf der Tastatur. Auch mit Tränen getrübtem Blick lässt sich tippen.   Ein Facebook-Philosophenfreund schickt zwei Posts auf den Weg mit Bemerkungen Adornos zu Kafka: «Kafka verherrlicht nicht die Welt durch Unterordnung, er widerstrebt ihr durch Gewaltlosigkeit. Vor dieser muss die Macht sich als das bekennen, was sie ist, u nd darauf allein baut er. Dem eigenen Spiegelbild soll der Mythos erliegen. Schuldig werden die Helden von Prozess und Schloss nicht durch ihre Schuld – sie haben keine –, sondern weil sie versuchen, das Recht auf ihre Seite zu bringen. … Darum haben ihre klugen Reden, zumal die des Landvermessers, ein Törichtes, Tölpelhaftes, Naives: ihre gesunde Vernunft verstärkt die Verblendung, gegen welche sie aufbegehrt.» Adorno, Prismen: Aufzeichnungen zu Kafka, 9. «Die Schuldlosigkeit de...

Beerenpflücken

Beerenpflücken für SOKRATES An einem Morgen noch vor dem Kaffee, das Bett ist noch nicht gemacht und der Himmel unter der Schädeldecke heiter bis wolkig. Hier und da wie Wetterleuchten aus der Ferne Gedankenblitze. Ein Autorenkollege, den ich sehr schätze, hat vor Monaten einen Satz auf Facebook gepostet, der mich wie ein Donnerschlag gerührt hat. Er war auf Türkisch und ich habe sofort eine Überstezung versucht und nein, die Melancholie und die Tragikomik des Satzes, der literarisch auf einem kafkaesken Niveau steht, habe ich nicht hinbekommen. Auf Deutsch holpert er und stößt wie gegen eine fragile Vase an meinen Glauben an die Übersetzbarkeit in einer etwas freien Nachdichtung. Eine Nachdichtung, die den Geist des zu übersetzenden Satzes erfassen und in einer anderen Sprache wiedergeben muss. Auf die Wörtlichkeit kommt es nicht an, sondern auf den Sinn, der eben aus diesem zu erfassenden Geist besteht. Geister aber bewohnen die Zwischenräume zwischen Himmel und Erde, zwischen den Bu...